"Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt"

Die interdisziplinäre Tagung am 3. bis 5. Juni 2010 an der HBK Braunschweig, organisiert von Rolf F. Nohr und Herbert Schwaab

Anfang Juni 2010 hat die Tagung "Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt" in Braunschweig versucht, eine Leerstelle der Kultur- und Medienwissenschaft mit auszufüllen und die Komplexität des Phänomens Metal herauszustellen. Dieser Blog bündelt die Perspektiven der Konferenz und versucht den dort interdisziplinär zusammengeführten Strom aus Ideen, Projekten und Perspektiven vorläufig fortzuführen.

Freitag, 15. März 2013

"Schwingender Schleim" - bäh

Die FR zeigt wie man qualitativ hochwertigen Journalismus macht & mal einen raushaut. So einen mit "Augenzwinkern" und "HöHö" ... so was Leichtes und Glossiges... wäre Schlimm, wenn so gute Schreibe vom Markt verschwinden würde... 
Wenn man denn mal googelt findet man übrigens schnell raus, wer denn diese namelosen Wissenschaftler sind & was sie da wirklich machen. Aber warum soll für Journalisten was anderes gelten als für Musiker? "Wer probt kann nix" analogisiert sich wohl mit "Wer recherchiert weiß nix".
(Dank @ André)

The Heavy Metal and Popular Culture Conference

Das Programm für die Konferenz in Ohio ist online - wenn wer da ist, es liest sich prima....

Montag, 11. März 2013

Zwei CfPs: "Metal and Politics" & "Unpopular Culture"

Zwei Veranstaltungshinweise auf einmal, jeweils mit call for papers auf der Website. Die erste Veranstaltung ist direkt Metal-relevant, nämlich die Konferenz "Metal and Politics - Zwischen Ideologie und Utopie" in Köln (22.-23. November 2013, organisiert von David Stoop & Roman Bartosch):

www.metalconferencecologne.de

Die zweite Veranstaltung kann eigentlich auch gar nicht ohne Metal-Anteil auskommen - es handelt sich dabei um die Konferenz "Unpopular Culture" in München (31. Oktober - 2. November 2013, organisiert von Martin Lüthe und mir):

www.amerikanistik.uni-muenchen.de/uc

Einsendeschluss für abstracts ist der 1. Mai bzw. der 26. April 2013.

Dienstag, 5. März 2013

Rezension

...und noch eine Rezension. Und zwar in Medienwissenschaft. Rezensionen, Reviews (01/2013, S.57-60).  Incl. dem Hinweis auf einen superpeinlichen Rechtschreibfehler...

"Eine Lücke im Populärdiskurs zu schließen ist laut Klappentext das erklärte Ziel der vorliegenden Herausgeberschrift. Dabei mag sich der Eine oder Andere nach dem Mehrwert eines bewusst medien-, bzw. kulturwissenschaftlichen und eben nicht musikwissenenschaftlichen Bandes zur Heavy-Metal-Szene fragen. Die möglichen Bedenken können die Herausgeber schon im Vorwort entkräften: "Im Gegensatz zum Film [ ... ] oder dem Fernsehen [ ... ] stellen Rockmusik und Heavy Metal im Besonderen ihre Medialität und vor allem ihre Medientechnologie überdeutlich aus, verweisen auf den Apparat, der Musik und Performance möglich werden lässt - in den Aufbauten, den Marschalltürmen [sie], den Musikinstrumenten, den Lichtanlagen, den Angaben der Watt und Phonstärken, mit denen Konzerte beworben werden." (S.15) Heavy Metal wäre ohne die zur Schau gestellten Medientechnologien einerseits, ohne spezifische Inszenierungsstrategien und Zeichensysteme andererseits also überhaupt nicht möglich. Aus diesem Grund können gerade die Beiträge als besonders gelungen betrachtet wären, die sich mit diesen deutlich  medienwissenschaftlich ausgerichteten Fragestellungen beschäftigen. Die meisten von ihnen :finden sich
im ersten Teil, der mit "Ästhetik, Codes, Ethnografie" überschrieben ist. Hier beschäftigt sich unter anderemJulia Eckcl mit Typografie, Anordnung und Gestaltung von sogenannten ,Kutten', wichtigen Kleidungsutensilien in der Heavy-Metal-Kultur und deren Abgrenzung in Bezug auf andere Szenen, wie
der Hip-Hop und Techno-Szene. Dabei kann sie ihre These durchaus glaubhaft machen, dass die Heavy-Metal-Kultur eine besondere Affinität gerade zu bildliehen, bzw. figürlichen Darstellungen hat (Vgl. S.67). Anschließend daran folgt ein Beitrag von Rainer Zurch zur Covergestaltung von einschlägigen  CD Veröffentlichungen. Dies erfolgt in erster Linie in Form von exemplarischen Analysen einzelner Covermotive unterschiedlicher Subgenres. Dabei wird deutlich, dass Metal eben nicht gleich ,Metal' ist und die verwendeten Zeichen jeweils in ihren Kontexten betrachtet werden müssen. (S.83f) Ebenfalls erwähnenswert ist der Beitrag von Florian Krautkrämer und Jörg Petri, die einen.;Abgleich der Metal Typografie mit der Asthetik des HorrorFilms wagen, sowie der von Tomislava Kosic, der typische Heavy-Metal Zeichen, wie die sogenannte ,Pommesgabel' (der herausgestreckte Kleine Finger & Zeigefinger), als identitätsstiftende Symbole unter kulturhistorischer Perspektive nach der dichten Beschreibung von Clifford Geertz betrachtet (Vgl. S.109ff). Der zweite Teil des Bandes nimmt eine vermehrt musikwissenschaftliehe Sichtweise ein. So beschäftigen sich unter anderem Dietroar Elftein und Daniel Kernehen in zwei Beiträgen mit jeweils anderen Aspekten der Virtuosität, während Marco Lehmann und Reinhard Kopiez die Bühnenshow von Rockgitarristen in Bezug auf ihre Rezeption als ,Ausnahmekünstler' fokussieren und Dietmar Elflein die spezifische Klangästhetik des Heavy Metal untersucht. Ebenfalls lesenswert, wenn auch möglicherweise eher aus essayistischer, denn wissenschaftlicher Sicht, ist der Beitrag von Mathias Mertens, der - leider nicht durch Zwischenüberschriften strukturiert - seine "Medienästbetischen Überlegungen zur Luftgitarre" zur Diskussion stellt. Dabei kann er überzeugend darlegen, dass die ,Luftgitarre' mehr ist, als nur eine prosaische Metapher für ,Unvermögen', "denn die Luftgitarre ist weder auf nichts bezogen, noch steht sie für sich allein." (S.226) Weshalb der Beitrag auf Grund der Herausstellung dieses zeichenhaften Charakters nicht im ersten Teil des Bandes Platz gefunden hat, erschließt sich indes nicht.
Was in einigen Aufsätzen bereits mehrfach anklang, wird im dritten Teil des Buches unter der Überschrift
"Mctal vs. Moderne" noch einmal in den Fokus gerückt. Der bewusste Rückbezug im Heavy Meta! und verwandter (Sub-)Genres zur sogenannten Vormoderne, vor allem zum Mittelalter und nordischer, bzw. heidnischer Mythologie wird unter anderem in den Beiträgen von Sascha Pöhlmann und Jan Leichsenring deutlich. Pöhlmann sieht in bestimmten amerikanischen BlackMetal-Formationen sogar eine "Fortsetzung der Romantik mit anderen Mitteln." (S.265) Argumente für diese These werden in dem Beitrag durchaus glaubhaft gemacht, scheinen insgesamt allerdings etwas einseitig zu sein und möglicherweise zu sehr dem zu entsprechen, wie sich einzelne Musiker selbst gerne darstellen. Alternativ ließe sich beispielsweise die Frage diskutieren, was zeitgenössische Black-Metal-Bands aus einem Fundus von Motiven machen, die zwar durchaus beispielsweise der Romantik entlehnt sein könnten, aber in der zeitgenössischen Musik zu etwas dezidiert Neuern verarbeitet werden.
Angenehm ist deshalb, dass insbesondere RolfF. Nohr in seinem Beitrag über "Metal als transmoderne Sinnstiftung" auch nicht vergisst, zu erwähnen, dass HeavyMetal ohne die Versprechen und Errungenschaften der sogenannten Moderne gar nicht möglich wäre, beziehungsweise sogar ,postmodern' gebrochen,
ironisiert oder überformt werden kann: "[Es] soll davon ausgegangen werden, dass das Phänomen Metal
[ ... ] durchaus geprägt ist von einem hohen Maß an formalen und inhaltlichen Inkonsistenzen, durch Brüche
und sprunghafte Verschiebungen, von einer (Selbst-) Ironisierungsfahigkeit [ ... ] und einer variablen eigenständigen ästhetischen Praxis." (S.308) Problematischer stellt sich der vierte Teil dar, der mit dem Modewort "GlocalMetal" überschrieben ist. Wer nun eine im weitesten Sinne netzwerktheoretische Perspektive erwartet, wird leider über weite Strecken enttäuscht. Statt dessen fokussieren die einzelnen Beiträge von Franz Sz. Horvath,Andre Epp, Christian Krumm und Carotine Fricke für sich genommen durchaus interessante Einblicke in die lokalen Ausprägungen der MetalSzene in Ungarn, Staaten der sogenannten MENA (Mittlerer Osten und islamisch geprägtes Afrika), der ehemaligen DDR und im deutschen Ruhrgebiet. Tiefere theoretische Überlegungen zum Netzwerkbegriff bleiben dabei leider außen vor und werden nur in einem kurzen Beitrag von Imke von Helden nachgereicht, die zumindest einige Schlüsselbegriffe wie Hybridität einführt, um sich dann allerdings wiederum nur auf eine Hand voll exemplarisch ausgewählter Bands zu beschränken, anstatt das vorgeschlagene Konzept als theoretisches Modell weiter auszuführen. (Vgl. S.379ff).
Der abschließende Teil "Politik und Kultur des Heavy Metal" liest sich wie eine eher willkürliche Zusammenstellung von Beiträgen, die sich nicht ohne weiteres in die vorherigen Kategorien eingliedern ließen. Zu erwähnen ist vor allem der Aufsatz von Manuel Trummer, der sich noch einmal ausführlicher mit religiösen, spirituellen und okkulten Aspekten beschäftigt. Der abschließende Aufsatz von Tobias Winnerling betrachtet das ,HeavyMetal Universum' aus einer etwas weiteren Perspektive und stellt damit auch ein durchaus gelungenes Fazit für das ganze Buch dar: ,,Heavy Metal lässt sich beliebig ideologisch aufladen, kann also als Trägermedium für ideologisch-politische Inhalte jeder Couleur dienen, seien das nun linsgerichtete oder linksradikale, eskapistische, gesellschaftskritische, christliche oder satanistisch-okkulte, ökologische, oder auch antimodernistische oder rechtsradikale." (S.472) Noch einmal wird also die Heterogenität der Heavy-Metal-Szene deutlich, sowohl auf musikalischer, zeichentheoretischer, als auch inhaltlicher Bedeutungsebene.
Fraglich bleibt bei dieser Diversität, warum der Klappentext noch behauptet: "HeavyMetal gehört zu den stabilsten und homogensten kulturellen Formationen der letzten Jahrzehnte." Dennoch kann der vorliegende Band als durchaus gelungene Zusammenschau eines bislang wenig erforschten Bereichs in der Populärkultur verstanden werden. Beiträge, die die Heavy-Metal-Kultur aus einer weiter gefassten Perspektive betrachten, wechseln sich mit solchen ab, die sich konkret auf einzelne Phänomene beschränken {wie der über die Geschichte der Band Kiss von Sascha Seiler, bzw. der über Grindcore von Andreas Salmhofer. Auch wenn sich einige Aufsätze damit begnügen, in der Szene als ,bekannt vorauszusetzendes' Wissen noch einmal theoretisch zu bündeln, ergeben sich damit immerhin zahlreiche Ansatzpunkte für weitere Forschungen. Es sollte dabei aber nicht verschwiegen werden, dass man sich möglicherweise überhaupt nur in dem teils recht komplizierten Netz aus Bandnamen, Subgenres und typischen Genrezeichen zurecht findet, wenn man im Vorfeld zumindest einigermaßen mit ihnen vertraut ist."
Felix Liedel (Marburg)

Sammelrezension Metal Studies

Dominik Irtenkauf hat auf textem eine sehr lesenswerte Sammelrezension zu verschiedenen einschlägigen Veröffentlichungen vorgelegt - bei denen einige alte Bekannte auch eine Rolle spielen. Schwerpunktmäßig geht es um Jan Grünwalds Bildinszenierungen archaischer Männlichkeiten im Black Metal, Manuel Trummers Sympathy for the Devil?. Transformationen und Erscheinungsformen der Traditionsfigur Teufel in der Rockmusik, Reto Wehrlis Verteufelter Heavy Metal. Skandale und Zensur in der neueren Musikgeschichte  - und (*Tusch*) um einen marginalen Sammelband names Metal Matters. Heavy Metal als Kultur und Welt.

Freitag, 1. März 2013

Headbangende Wikinger



Pagans aufgepasst: Pressemitteilung aus Freiburg:
"Dudelsäcke, Drehleiern und an mittelalterliche Chöre gemahnende Soundbites sind längst fester Bestandteil der Popmusik. Aber auch in der sogenannten ‚ernsten‘ Musik findet sich nicht erst seit Orffs Carmina Burana eine vielfältige Aufnahme mittelalterlich anmutender Klänge. Zwischen vermeintlich authentischen oder historischen Aufführungspraxen und kreativer Neuerfindung ist eine kaum überschaubare Bandbreite von Inszenierungsmustern zu finden. Die Freiburger DFG-Forschergruppe Historische Lebenswelten und Experten aus Deutschland Österreich und der Schweiz widmen sich in einem zweitägigen Workshop dem Thema ‚Medievalism and Music‘.Vom 26. Bis 27. April diskutieren Wissenschaftler und Musiker im Deutschen Volksliedarchiv Freiburg die vielfältigen Formen des Medievalism. Gegenstand ist dabei eine breite Palette der musikalischen Repräsentation von Mittelalter im 20. und 21. Jahrhundert: von historisch-kritischen Aufführungspraxen in klassischer Musik und auf Mittelaltermärkten bis hin zu verschiedenen Ausformungen im Heavy Metal. Im Fokus stehen neben der musikalischen Umsetzung auch verschiedene  Formen der Rezeption und der Ausgestaltung des Umfeldes. Interessierte Gäste und Medienvertreter sind (nach Voranmeldung) herzlich willkommen."

Programm hier!

Wahnsinnig guter Artikel in der Süddeutschen

In der Süddeutschen vom 1.8.2012 findet sich ein sehr inspirierender und für den Fachdiskurs sicherlich hochinteressanter Artikel zum Metal als (a-)politischer Kulturtechnik von Jörg Scheller .
Das soeben im Bundestag beschlossene Leistungsschutzgesetzt erlaubt eine ausführliche Zitation des Artikels an dieser Stelle leider nicht mehr, sondern beschränkt mich darauf, hier lediglich ein kurzes Snippet einbauen zu können.Daher also das Money Quote: "Zwecklosigkeit ist Kunst. Kunst ist widerständig. Widerstand ist zwecklos"