Ein schönes neues Buch ist erschienen. Pierre Heckers: "Turkish Metal Music, Meaning, and Morality in a Muslim Society". Aus der Verlagsankündigung:
"Turkish Metal journeys deep into the heart of the Turkish heavy metal
scene, uncovering the emergence, evolution, and especially the social
implications of this controversial musical genre in a Muslim society.
The book applies the approach of 'thick description' in order to study
social and cultural change in a Muslim society that is stricken with
conflict over the, by turns, religious or secular nature of the state.
Turkish Metal explores how Turkish metalheads, against all odds, manage
to successfully claim public spaces of their own, thereby transforming
the public face of the city. The book raises the question of how and why
the young dare to rebel against the prevalent social and moral
restrictions in Turkish society; and it examines whether they succeed in
asserting their individual freedom in a society that is still
well-known for sanctioning any kind of behaviour deviating from the
norm. Above all, the book investigates the Turkish metal scene's
potential for contesting Islamic concepts of morality, its relevance
within the field of female emancipation, and its capacity to foster
social relations that cut across national, religious and ethnic
boundaries."
Die Homepage von Pierre am Marbuger Centrum für Nah- und Mittelost-Studien weist noch eine Reihe von weiteren Aufsatzveröffentlichungen zum Themenfeld aus - eine schöne Fundgrube. Wer nach einem guten Sound zur Lektüre sucht wird dann bei den Mideast Tunes fündig
Donnerstag, 26. April 2012
Mittwoch, 25. April 2012
Vom Rezensionswesen
Erinnern wir uns unserer Jugend. Einstmals gab es eine Zeitung, die da genannt wurde „Die Schbex“ (wenn man bspw. in Süddeutschland groß geworden ist). Die Spex hat den Pop erfunden, die cultural studies importiert und akademiefähig gemacht, zum ersten Mal auf Deutsch über Madonna geschrieben und armen pubertierenden Würstchen klar gemacht, dass Musik ohne Theorie und Haltung irgendwie nur Kopfnicken zu Industrieprodukten ist. Kurz und gut: Spex und (Heavy) Metal – das ging sich nicht zusammen.
Umso bemerkenswerter erscheint es nun, beim Blättern in alten Ausgaben auf Metal-Rezensionen zu stoßen. Ganz konkret: die Nummer 12/1999 u. 1/2000 versammelt unter der – Spex-üblichen zurückhaltend formulierten – Überschrift „Das letzte Wort“ milleniums-motiviert „Die 100 Platten des Jahrhunderts“. Und wer hat es sogar bei der Spex geschafft? Slayer (Platz12) & Metallica (Platz 34)! Horns up. Der vollständigen Dokumentation ist aber vor allem die Schreibe der Rezensionen wert:
Slayer - Reign in Blood
Wie alle Teens interessierten wir uns für nicht viel, was schon vor uns dagewesen war, ausgenommen Kommunismus, die beiden Weltkriege, Hurerei als Kunstform im alten Rom, Brontosaurier, Heavy Metal und die Atombombe. Dann kam diese Platte und gab uns recht. Da barsten Basaltsäulen, Clara Drechsler schrieb den besten SPEX-Artikel aller Zeiten, das Intro bzw. Outro des Titelstücks ließ die Teenagerlibido als Kriechrieseln auf den Oberarmen zu sich selbst kommen, Dehnungs- und Zugrisse in Gitarrensoli trieben das Klangmaterial bis zum Sprödbruch auf die Spitze, die Texte sprachen in chilenischassyrischem Ghoul-Englisch von blinden und stummen Männern und Weibern in zerfetzten Gewändern, die da bestraft wurden für gar nichts mit Schmerz, mit Aufhängen und vielen Wunden, politisch war's ganz große Scheiße, aber wer DAS nicht erlebt, geliebt, verehrt hat, soll sich eine Hirtenflöte in den Darmausgang rammen und die eigene Zunge zerkauen. Sinnloser Hass auf alles: ein GANZ wichtiger Ausgangspunkt für jeden normalen Menschen im 20. Jahrhundert.
(Dietmar Dath)
Metallica - Master Of Puppets
Phil Asher und mein Cousin sind sich in einem Punkt einig: wir leben in einer »Karaoke-Ära«.
Nur dass der geschmäcklerische Brite über Tanzmusik spricht, Ingo der Heizungsbauer über Metallica. Aber beide wissen verdammt genau, wovon sie reden. Mit kalten Kategorien wie Geschmack hatten Metallica nie wirklich was zu tun. Das geht sogar so weit, dass selbst ein Niels Ruf sich heute nicht so recht öffentlich dazu bekennen mag. Dabei gehört die Band, die sich von einem Schlagzeuger, der - laut Uwe, und der muss es wissen - sein Handwerk nicht beherrscht, ihre MORThrash-Epen schreiben lässt, was für Aufwachsen einer mittelmäßigen weißen westlichen Existenz ähnlich viel bedeutet wie ›Playboy‹-Centrefolds und missglückter Ladendiebstahl. »MOP«, wie wir alternden Kuttenträger dies Machwerk auch gerne nennen, brachte das System Metallica auf den Punkt. Das Gröhlen der Misfits, das Bratzen von Black Sabbath, das Gaspedal runter und die Wirklich-böse-Buben-Nummer Hannemann-King-Araya-Lombardo überlassen. Autoscooter-Hooliganism, der nach diesem Erscheinen fortan leider ohne den tragisch verunglückten Bassisten Cliff Burton auskommen musste. Ein Bruch, von dem sich die Buben aus der Bay Area nie wirklich erholen sollten.
(Torsten Schmidt)
Am Ende des Tages also müssen wir uns fragen: was war das denn? Fand das mal jemand gut? Tot des Autors, Gonzo-Journalismus, Ende der Unschuld und der Hierarchie – alles schön und gut. Aber geht’s denn auch `ne Nummer kleiner? Oder – wie es Dominik Irtenkauf letzthin so schön formuliert hat: ‚Warum kennt der Metal keine poptheoretischen Zeitschriften, in denen er nicht wie in der Spex nur ein Zaungast ist?‘
Umso bemerkenswerter erscheint es nun, beim Blättern in alten Ausgaben auf Metal-Rezensionen zu stoßen. Ganz konkret: die Nummer 12/1999 u. 1/2000 versammelt unter der – Spex-üblichen zurückhaltend formulierten – Überschrift „Das letzte Wort“ milleniums-motiviert „Die 100 Platten des Jahrhunderts“. Und wer hat es sogar bei der Spex geschafft? Slayer (Platz12) & Metallica (Platz 34)! Horns up. Der vollständigen Dokumentation ist aber vor allem die Schreibe der Rezensionen wert:
Slayer - Reign in Blood
Wie alle Teens interessierten wir uns für nicht viel, was schon vor uns dagewesen war, ausgenommen Kommunismus, die beiden Weltkriege, Hurerei als Kunstform im alten Rom, Brontosaurier, Heavy Metal und die Atombombe. Dann kam diese Platte und gab uns recht. Da barsten Basaltsäulen, Clara Drechsler schrieb den besten SPEX-Artikel aller Zeiten, das Intro bzw. Outro des Titelstücks ließ die Teenagerlibido als Kriechrieseln auf den Oberarmen zu sich selbst kommen, Dehnungs- und Zugrisse in Gitarrensoli trieben das Klangmaterial bis zum Sprödbruch auf die Spitze, die Texte sprachen in chilenischassyrischem Ghoul-Englisch von blinden und stummen Männern und Weibern in zerfetzten Gewändern, die da bestraft wurden für gar nichts mit Schmerz, mit Aufhängen und vielen Wunden, politisch war's ganz große Scheiße, aber wer DAS nicht erlebt, geliebt, verehrt hat, soll sich eine Hirtenflöte in den Darmausgang rammen und die eigene Zunge zerkauen. Sinnloser Hass auf alles: ein GANZ wichtiger Ausgangspunkt für jeden normalen Menschen im 20. Jahrhundert.
(Dietmar Dath)
Metallica - Master Of Puppets
Phil Asher und mein Cousin sind sich in einem Punkt einig: wir leben in einer »Karaoke-Ära«.
Nur dass der geschmäcklerische Brite über Tanzmusik spricht, Ingo der Heizungsbauer über Metallica. Aber beide wissen verdammt genau, wovon sie reden. Mit kalten Kategorien wie Geschmack hatten Metallica nie wirklich was zu tun. Das geht sogar so weit, dass selbst ein Niels Ruf sich heute nicht so recht öffentlich dazu bekennen mag. Dabei gehört die Band, die sich von einem Schlagzeuger, der - laut Uwe, und der muss es wissen - sein Handwerk nicht beherrscht, ihre MORThrash-Epen schreiben lässt, was für Aufwachsen einer mittelmäßigen weißen westlichen Existenz ähnlich viel bedeutet wie ›Playboy‹-Centrefolds und missglückter Ladendiebstahl. »MOP«, wie wir alternden Kuttenträger dies Machwerk auch gerne nennen, brachte das System Metallica auf den Punkt. Das Gröhlen der Misfits, das Bratzen von Black Sabbath, das Gaspedal runter und die Wirklich-böse-Buben-Nummer Hannemann-King-Araya-Lombardo überlassen. Autoscooter-Hooliganism, der nach diesem Erscheinen fortan leider ohne den tragisch verunglückten Bassisten Cliff Burton auskommen musste. Ein Bruch, von dem sich die Buben aus der Bay Area nie wirklich erholen sollten.
(Torsten Schmidt)
Am Ende des Tages also müssen wir uns fragen: was war das denn? Fand das mal jemand gut? Tot des Autors, Gonzo-Journalismus, Ende der Unschuld und der Hierarchie – alles schön und gut. Aber geht’s denn auch `ne Nummer kleiner? Oder – wie es Dominik Irtenkauf letzthin so schön formuliert hat: ‚Warum kennt der Metal keine poptheoretischen Zeitschriften, in denen er nicht wie in der Spex nur ein Zaungast ist?‘
Labels:
Ästhetik,
Publikation,
Rezension
Mittwoch, 11. April 2012
CfP Philosophy of Music
The Editorial Board of *AURORA: Revista de estética, fenomenología y hermenéutica*, a new academic journal of the Pontifical Catholic University of Peru, invites submissions of papers on *Philosophy of Music* for its first electronic issue to be published in August 2012.
Articles must be written in Spanish or English, should not exceed 6,000 words and should be original. Submissions must be suitable for blind review. Must be sent to the Editor in a DOC document by June 1st 2012, including summary and key words. A notification of intent to submit, including both a title and a brief summary of the content, will be greatly appreciated as soon as possible.
Contact and submissions: Arturo Rivas (arturo.rivas@pucp.pe)
Articles must be written in Spanish or English, should not exceed 6,000 words and should be original. Submissions must be suitable for blind review. Must be sent to the Editor in a DOC document by June 1st 2012, including summary and key words. A notification of intent to submit, including both a title and a brief summary of the content, will be greatly appreciated as soon as possible.
Contact and submissions: Arturo Rivas (arturo.rivas@pucp.pe)
Labels:
CfP,
Philosophie
Donnerstag, 5. April 2012
...aber jetzt nicht alle über Burzum...
CfP Black Metal Revolution
"The purpose of this book is to invite Black Metal acolytes from various mediums - bands, labels, zines and artists to discuss their most revered Black Metal record. The scope is wide open as to what the author can write about, the only real criteria being that the chosen release was issued on vinyl and that the submission take on a subjective point of view. We are not looking for objective reviews, rather the author's personal insight into their nominated record.
The most engaging submissions will be featured in the book and we are aiming to feature 333 written pieces all tolled.
If you are a band member, zine editor, artist or label commander and would like to contribute to the book, we are seeking written commentary about the Black Metal record you hold in highest regard. The piece should be fueled with your own personal bias and definitely not an album review, making the submissions completely subjective. There is NO need to qualify your opinions, this is exactly what is being sought. You are not limited to any specfic criteria in terms of writing style, and the guidelines that do apply can be viewed below.
Ultimately, what is interesting about these submissions is what YOU have to say about your nominated record; your insights and revelations. The symbiotic relationship between author and record of choice is the focus. The idea here is that the worth of the nominated record exists solely because the writer has granted it this status."
Mehr Infos? Hier...
"The purpose of this book is to invite Black Metal acolytes from various mediums - bands, labels, zines and artists to discuss their most revered Black Metal record. The scope is wide open as to what the author can write about, the only real criteria being that the chosen release was issued on vinyl and that the submission take on a subjective point of view. We are not looking for objective reviews, rather the author's personal insight into their nominated record.
The most engaging submissions will be featured in the book and we are aiming to feature 333 written pieces all tolled.
If you are a band member, zine editor, artist or label commander and would like to contribute to the book, we are seeking written commentary about the Black Metal record you hold in highest regard. The piece should be fueled with your own personal bias and definitely not an album review, making the submissions completely subjective. There is NO need to qualify your opinions, this is exactly what is being sought. You are not limited to any specfic criteria in terms of writing style, and the guidelines that do apply can be viewed below.
Ultimately, what is interesting about these submissions is what YOU have to say about your nominated record; your insights and revelations. The symbiotic relationship between author and record of choice is the focus. The idea here is that the worth of the nominated record exists solely because the writer has granted it this status."
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