Die Filme, die wir behandeln wollen, stehen im Schnittfeld ganz unterschiedlicher Traditionen der filmischen Formgebung, des filmischen Erzählens, der Repräsentation. Es sind Filme des Experimental-und Avantgardefilms ebenso wie Formen eines nicht nur reportierenden Dokumentarfilms, es geht um manche Muster des Film-Musicals und um Darstellungen, die heute oft als „filmischer Exzess“ bezeichnet werden. Strukturen der filmischen Montage und solche der Musik durchdringen einander, verweben sich, schmiegen sich aneinander und dienen sich gegenseitig als formgebender Impuls. Oft ist das ästhetische Programm erkennbar, auf das sie sich berufen, und oft beziehen sie sich auf Formimpulse, die der Rock-Dokumentation eigentlich fremd sind ( Bezüge zur Performance-Kunst, zur Bildenden Kunst, zur psychedelic art, Videokunst u.a.).
Das Projekt wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit entwickelt und wendet sich an Fachvertreter/innen aus Filmwissenschaft, Musikwissenschaft, Kunstwissenschaft und Kulturwissenschaft (v.a. der Populärkulturforschung).
Fragestellungen, die eine Rolle spielen können, sind:
- die mit den Filmen angesprochenen und formatierten Aneignungsformen;
- Interaktion von Performance der Musiker und Erleben der Zuhörer;
- Zuschauer-und Zuhörerverhalten als zweite Ebene der Performativität der Musik;
- synkretistische Tendenzen der Durchdringung von Film und Musik;
- Synthese von Medien und Formen, die auf die Multimodalität des Expanded Cinema verweisen;
- die Probe als Realisierungsform des Musikalischen, als Arbeitsprozess und als Ort von Verdichtungen, Verwerfungen und Revisionen;
- die Rolle und das Problem der Auratisierung von Musik und Musikstars (Dekonstruktion oder Affirmation?);
- die Bezüge zu den Formen des filmischen Essays;
- die Produktionsformen ( bis hin zum crowd funding), die Rolle der Auftraggeber und Produzenten;
- die Distributionswege und Verwertungsketten derartiger Filme;
- das Problem der besonderen Adressierung von Musikfans.
Momma don’t allow (GB 1956, Tony Richardson), The Velvet Underground and Nico (USA 1966, Andy Warhol), One plus One (FR 1968, Jean-Luc Godard), Amon Düül Plays Phallus Die ( BRD 1968, Rüdiger Nüchtern), Cocksucker Blues ( USA 1972, Robert Frank), Imagine the Sound ( CAN 1981, Ron Mann), Step Across the Border (D/CH1990, Nicolas Humbert/Werner Penzel), Touch the Sound: A Sound Journey with Evely Glennie (DE 2004, Thomas Riedelsheimer), Awesome, I fuckin' shot that! (USA 2006, Nathan Hörnblowér), An Island (DK 2011, Vincent Moon).
Erste Beiträge sollen als Themenheft der Rock and Pop in the Movies Anfang 2015 erscheinen. Es ist die Breite des Feldes der Beispiele, die uns dazu bewegt hat, den Band als Sammlung exemplarischer Filmanalysen, theoretischer Überlegungen zur Beschreibung der besonderen Interaktionsformen filmischer und musikalischer Strukturen, ästhetischer Strategien und Programmatiken zu konzipieren. Die Länge der Artikel kann dementsprechend variieren zwischen 10.000 und 30.000 Zeichen.
Deadline: 30. Juni 2014
Ansprechpartner/innen:
Inga Selck, Universität Konstanz, DFG-Projekt „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“ (inga.selck@uni-konstanz.de)
Britta Hartmann, Universität Bonn, DFG-Projekt „Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland 1945-2005“ (britta.hart@snafu.de)
Hans J. Wulff, Universität Kiel (hwulff@litwiss-ndl.uni-kiel.de)
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