"Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt"

Die interdisziplinäre Tagung am 3. bis 5. Juni 2010 an der HBK Braunschweig, organisiert von Rolf F. Nohr und Herbert Schwaab

Anfang Juni 2010 hat die Tagung "Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt" in Braunschweig versucht, eine Leerstelle der Kultur- und Medienwissenschaft mit auszufüllen und die Komplexität des Phänomens Metal herauszustellen. Dieser Blog bündelt die Perspektiven der Konferenz und versucht den dort interdisziplinär zusammengeführten Strom aus Ideen, Projekten und Perspektiven vorläufig fortzuführen.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Fuchs sein

Die Scorpions sind lebende Legenden des deutschen Humorschaffens. Es darf also vielleicht erlaubt sein, auf ein frühes, noch nicht so bekanntes Kapitel ihres Werkes hinzuweisen. Unter dem Tarnnamen The Hunters schickte sich die Hannoveraner Band im Jahr 1975 an, den heimischen Schlagermarkt zu knacken. Ihr Prä-Metal-Krautrock war zwar schon leidlich erfolgreich, aber mit eingedeutschten Versionen internationaler Hits ließ sich schon immer eine richtige Mark machen. Und so nahm die Electrola, heute nicht umsonst die Labelheimat von Howard Carpendale, Tim Toupet, Mickie Krause, den Höhnern und anderen Schießbudenfiguren, eine Single mit ihnen auf, die zwei Coversongs der Bubblegum-Hardrocker Sweet enthielt. Die B-Seite ist schon ziemlich ausgeschlafen. Der gerade geläufige Chartburner »Action« wird hier zu »Wenn es richtig losgeht«, und bereits die erste Gesangsstrophe kündet – wenn auch etwas holprig, sie singen ja sonst eher »Englisch« – von einer ziemlich realistischen Selbsteinschätzung: »Ja, du siehst das falsch, / denn ich bin kaum der Typ, / den du verbrauchst / zum geistigen Bedarf.« Das stimmt heute immer noch genauso wie vorgestern.
Zu recht auf die A-Seite hat es aber ihre Anverwandlung von »Fox On The Run« geschafft. Aus dem Stück über ein Groupie, dessen Namen das lyrische Ich gar nicht wissen will, weil es mittlerweile ziemlich scheiße aussieht, machen die Hunters/Scorpions ein Tierschützer-Lied – »Fuchs geh voran«. »Hey-hey, / du wunderschönes Tier / Ich komm und helfe dir, / bist du mal in Gefa-a-ahr. / Okay-ay, / sie wollen alle nur dein Fell, / und wer das hat, verkauft es schnell – / ja, das ist leider wa-a-ahr.«
Deshalb ihr guter Tipp für die gefährdete Kreatur: »Fuchs geh voran / und lauf so schnell du laufen kannst, / die Meute, die dich jagt, die ist / schon so nah dra-an. / Fuchsi, geh vora-a-an. / Fuchsi-Fuchs, komm sei schlau, / geh in den Bau.«
Aber Meine und seine Mit-Hunters belassen es eben nicht nur bei wohlfeilen Ratschlägen für Freund Reineke Fuchsi-Fuchs. Nein, sie wenden sich in der zweiten Strophe direkt an die Waidmänner und schreiben ihnen folgende letzte Warnung ins Stammbuch. »Hey- hey, / ich sag euch, her mit dem Gewehr. / Ich gebs euch dann nie wieder her. / Was soll die Wilderei-ei-ei. / Nei-ein, / das ist ein arger Lump, / der tötet ohne Grund, / haut ab mit eurem Blei-ei-ei ...« »Blei« meint natürlich die Schrotkugeln. Und zugleich auch das Schwermetall, mit dem die Jäger, gleich Hunters, gleich Scorpions es auf uns arme Füchse, die Menschheit, abgesehen haben. Also, da sage keiner, sie hätten uns nicht gewarnt. Viermal noch schärft er uns ein: »Fuchsi, geh vora-a-an. / Fuchsi-Fuchs, komm sei schlau, / geh in den Bau.«
Wie sagte schon Johann Wolfgang von Goethe: »Nicht nur einen roten Schwanz haben, auch Fuchs sein!«

Frank Schäfer

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